„Natürlich sind Büchereien eine freiwillige Aufgabe einer Stadt“, so Stadtrat Peter Hummel (Freie Wähler). „Aber es ist nicht fair, Bildungsangebote, die Auswirkungen auf die Lebenschancen von Kindern und Jugendlichen haben, mit allgemeinen Verwaltungstätigkeiten zu vergleichen.“ In keiner anderen Stadt in Deutschland habe die Pandemieverfolgung zur Schließung von Büchereien geführt. Offensichtlich setze man im Rest der Republik andere bildungspolitischen Akzente. „Und es ist ja auch nicht so, dass derzeit nicht noch aus anderen Referaten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgezogen werden können“, so Hummel. „Wenn zum Beispiel in diesen Tagen im Bärenkeller massenweise Bescheide verschickt werden, in denen die Leute aufgefordert werden, ihre Hecken in Form zu bringen, dann frage ich mich schon, ob das damit befasste städtische Personal nicht am Telefon des Gesundheitsamtes eine im Moment wichtigere Aufgabe erfüllen könnte.“

Zweifellos sei das Bildungsreferat übermäßig bei der Abstellung von Personal belastet worden, weil dort fälschlicherweise auch die Lehrerinnen und Lehrer mitgezählt werden, die gar nicht anderweitig eingesetzt werden können. „Rechnet man die und die Erzieherinnen und Erzieher heraus, ist die Zahl 17 exorbitant hoch – sogar eine doppelt so hohe Belastung wie die beim Wirtschaftsreferat.“ Es sei schon mehr als erstaunlich, so die Fraktion Bürgerliche Mitte, dass sich die Bildungsreferentin und zweite Bürgermeisterin Martina Wild bei dieser Frage nicht hinter die Leute in ihrem Referat stelle und ihnen stattdessen ein Redeverbot erteile. „Redeverbote sind immer ein Zeichen dafür, dass etwas vertuscht werden soll. Sie sind in einer Zeit, in der wir alle gemeinsam um die besten Lösungen für unsere Stadt, aber vor allem für die Kinder und Jugendlichen ringen sollten, das schlechteste Signal überhaupt. Die Oberbürgermeisterin fordert diesen Dialog immer wieder und völlig zurecht. Bei Bildungsreferentin Martina Wild dagegen scheinen die Nerven blank zu liegen, was mich wirklich sehr beunruhigt“, so Beate Schabert-Zeidler, Fraktionsvorsitzende der Bürgerlichen Mitte.

Die Fraktion lässt sich zudem für die Abordnung von Büchereimitarbeitern ins Gesundheitsamt nicht in Mithaftung nehmen. Die Darstellung von Personalreferent Frank Pintsch, dass im Ältestenrat alle Fraktionen die Kriterien der Abordnung gebilligt hätten, lässt Fraktionsvorsitzende Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) nicht gelten. „Im Ältestenrat wurde nur erläutert, wie viele Mitarbeiter aus welchen Referaten abgeordnet werden. Uns wurde nicht erklärt, dass Bürgermeisterin Wild die ihr unterstellten Stadtteilbüchereien praktisch arbeitsunfähig macht.“

Schon im Ältestenrat habe Schabert-Zeidler gefordert, in höherem Maße auf pensionierte ehemalige städtische Angestellte und Beamte sowie Bürgerinnen und Bürger zu setzen, die sich freiwillig für die Arbeit im Gesundheitsamt gemeldet haben. Auf diese Weise hätten sich die überhöhten Abordnungen aus der Stadtbücherei verhindern lassen. Da die Anregung im Ältestenrat nicht aufgegriffen wurde, hat die Fraktion Bürgerliche Mitte inzwischen einen entsprechenden Antrag gestellt.

PM Kritik an der Schließung der Büchereien 21.10.21